Richtig tragen
Bei der Entwicklung unserer Tragehilfen stand für uns, die wir unsere
Kinder selbst gern und häufig
getragen haben, im Vordergrund,
eine Trage zu entwerfen, die sowohl für den Tragenden als auch
für das Kind optimal sein sollte.
Optimal für den Tragenden heißt hier vor allem Bequemlichkeit und einfache Handhabung.
Möchte man aber auch für das Kind optimale Bedingungen schaffen,
muss man sich insbesondere mit physiologischen Aspekten und der Entwicklung der Kinder auseinander setzen.
Wir hatten während des ganzen Prozesses das Glück, uns von zertifizierten Trageberaterinnen und
Hebammen beraten lassen zu können, die uns gezeigt haben worauf es dabei ankommt.
Dieses Wissen möchten wir auch Ihnen hier zugänglich machen.
Physiologisch tragen - wie sieht das aus?
Eine optimale Trageposition heißt, dass das Kind in der sogenannten
Spreiz-Anhock-Haltung
getragen wird, dabei einen Rundrücken hat und in der Trage mitschwingt, nicht nur darin sitzt.
Außerdem ist das Kind immer dem Tragenden zugewandt.
Das klingt vielleicht zunächst etwas seltsam und ein wenig kompliziert, jedoch sind die Gründe für jeden, der sich mit dem Thema einmal eindringlich beschäftigt hat, sonnenklar.
Aber fangen wir ganz von vorn an.
Die Spreiz-Anhock-Haltung - was ist das eigentlich?
Es handelt sich dabei um eine Haltung bei der die Beine des Kindes ca. 100-110 Grad angehockt
und etwa 45 Grad senkrecht zur Körperachse gespreizt sind.
Merkwürdige Vorstellung? Nicht wirklich!
Beobachten Sie doch einmal ein Baby, welches auf dem Rücken liegt.
Es hat die Beine gespreizt und angehockt.
Wenn es hoch genommen wird, wird dieser Effekt noch verstärkt.
Setzt man das Kind nun auf Ihre Hüfte, nimmt es automatisch die beschriebene Haltung ein.
Warum ist das so?
Das Skelett eines Neugeborenen ist noch nicht vollständig verknöchert und muss erst ausreifen.
Während dieser Reifephase nehmen die Körperteile, wenn es ihnen möglich ist, die Position ein, bei der die Belastung auf die noch unreifen Gelenke am geringsten ist.
Dort wo Belastungen auftreten, kommt es zu Verformungen, die dann verknöchern.
Fehlhaltungen können die Folge sein.
Auch die Muskulatur und die Bänder befinden sich bei der Spreiz-Anhock-Haltung in Ruheposition und werden nicht überdehnt.
Beides fördert die Bildung gesunder Hüften.
Aus diesem Grund wurde früher gelehrt, man solle die Kinder "breit wickeln".
Physiologisches Tragen kann daher sogar als präventive Maßnahme zur Hüftdysplasie gelten.
Spreizen und Anhocken, wie es das Kind von allein schon macht – aber Rundrücken?
Kinder haben nicht von Geburt an die von Erwachsenen bekannte
Doppel-S-Form der Wirbelsäule.
Zwar ist diese bereits angelegt, jedoch bildet sie sich erst mit der Zeit heraus.
Direkt nach der Geburt ist der Rücken rund (Totalkyphose).
Die Bandscheibein sind noch nicht voll entwickelt und noch besonders stark durchblutet.
Erst während der Entwicklung reifen sie aus und übernehmen nach und nach Ihre Funktion,
während sich der Rücken des Kindes langsam streckt.
Hier ist es ähnlich wie bei der Entwicklung der Hüftknochen - wird während des Reifeprozesses die
natürliche Haltung verändert, kommt es zu Belastungen, die Fehlstellungen und
Entwicklungsprobleme nach sich ziehen können.
Daher ist das Tragen mit Rundrücken Grundvoraussetzung für eine gesunde Entwicklung der Wirbelsäule.
Immer schön mitschwingen!
In einer starren Trageposition wird jede Erschütterung von außen über die Wirbelsäule übertragen
und wirkt somit auf das Gehirn des Kindes!
Der Rundrücken und die Möglichkeit in einem elastischen Material mitschwingen zu können
bewirkt, dass diese Erschütterungen abgefangen werden.
Aber warum denn immer dem Tragenden zugewandt?
Das Kind möchte doch was sehen - und es
sieht doch so süß aus, wenn das Kind mit Blick nach vorn vor Mami oder Papi hängt...
In der Position mit Blick nach vorn wird automatisch der Rücken in eine gerade Position gedrückt
oder sogar in ein Hohlkreuz gezwungen.
Die Wirbelsäule wird dadurch gestaucht.
Eine Spreiz-Anhock-Haltung ist so auch nicht möglich - die Beine hängen also schlaff nach unten.
Das Gewicht des Kindes ruht auf seinen Genitalien!
Von außen kommt dazu noch eine totale Reizüberflutung, der sich das Kind nicht entziehen
kann, indem es sich an Mami oder Papi kuschelt.
Leider werben immer noch einige führende Hersteller von Tragehilfen mit dieser Trageposition!
In Kreisen gut informierter Eltern werden Tragen, die dies ermöglichen, gern als "Horrortragen"
bezeichnet.
Stellen Sie sich selbst einmal folgende Situation vor:
Sie kommen gerade von einer Schulung und für den Heimweg werden sie mit Blick nach vorn
vor ein Auto geschnallt, damit sie auch alles mitbekommen.
Ihr gesamtes Gewicht ruht dabei auf einem Gurt, der Ihre Genitalien umschliesst.
Leider ist die Federung des Wagens unzureichend und die Straße ist voller Schlaglöcher.
Zudem führt sie mitten durch Las Vegas und sie sind die Hauptattraktion des Abends...
Ungefähr so dürfte sich ein Kind fühlen, welches mit Blick nach vorn getragen wird.
Durch die Beachtung all dieser Hinweise und Erwägungen waren wir in der Lage,
eine Tragehilfe zu erschaffen, die alle Bedingungen erfüllt, damit Sie und Ihr Kind
Freude am Tragen finden können: Den Leyu Tai.